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Kapitel 22 bis 24

Die Grundprinzipien der Schöpfung

Uddhava sprach:

Oh Herr des Universums, aus wie vielen Grundprinzipien besteht die Schöpfung? Ich habe Dich von achtundzwanzig sprechen hören. Die Aussagen der Gelehrten gehen weit auseinander. Sie sprechen von sechsundzwanzig, fünfundzwanzig, sieben, sechs, vier, elf, siebzehn, sechzehn, dreizehn. Wie kann das sein? Bitte erkläre mir dieses Verwirrspiel.

Krishna sprach:

Alle Grundprinzipien sind allgegenwärtig, so ist es ganz natürlich, dass alle Gelehrten sie verschieden analysieren.

Wer jedoch seinen Geist allein auf Mich richtet für den verschwinden die Unterschiede vollkommen und diese Argumente werden nichtig.

Die grobstoffliche Schöpfung ist aus dem Feinstofflichen entstanden, deshalb sind die grob- und feinstofflichen Elemente ineinander verwoben.

Philosophen mögen sie, ganz nach ihren persönlichen Vorstellungen, unterschiedlich berechnen. Es gibt keinen Unterschied zwischen der Schöpfung und ihrem Schöpfer, Unterschiede zu suchen ist reine Spekulation.

Die Natur besteht aus den drei Gunas, Klarheit, Leidenschaft, Dumpfheit (Sattva, Rajas, Tamas). Sie sind Ursache, Sein und Auflösung des Universums. Klarheit wird mit Wissen, Leidenschaft mit Handeln, Dumpfheit mit Nichtwissen gleichgestellt.

Sehen, Hören, Riechen, Schmecken Tasten sind die fünf Wahrnehmungsfähigkeiten.

Sprechen, Greifen, Gehen, Ausscheiden und Fortpflanzen sind die fünf Handlungsfähigkeiten.

Manche Philosophen nennen sieben Grundprinzipien Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther, verkörperte Seele, höchste Seele.

Andere Philosophen nennen sechs Grundprinzipien, Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther, höchste Seele. Die höchste Seele, der höchste Herr, entlässt das Universum aus Sich entstehen und geht in das Universum ein.

Wieder andere Philosophen nennen vier Grundprinzipien, Feuer, Wasser, Erde, die aus dem vierten, dem höchsten Selbst emanieren. Diese Grundprinzipien manifestieren sich in der Schöpfung.

Manche Philosophen nennen siebzehn Grundprinzipien, fünf Elemente, fünf Wahrnehmungsorgane, fünf Handlungsorgane, Geist, Seele.

Dreizehn Grundprinzipien setzen sich zusammen aus fünf Elementen, fünf Wahrnehmungsorganen, Geist, verkörperter Seele, höchster Seele.

Elf Grundprinzipien setzen sich zusammen aus fünf Elementen, fünf Wahrnehmungsorganen, Seele.

Neun Grundprinzipien setzen sich zusammen aus vier grobstofflichen, vier feinstofflichen Elementen, höchster Seele.

Wie du erkennst, analysiert jeder Philosoph die Grundprinzipien ganz individuell und jede dieser Analysen ist begründet.

(Wer darüber mehr erfahren möchte, der Sanskrit Begriff für die google Suche lautet Tattva.)

Uddhava sprach:

Oh höchster Herr, sprich zu mir über den Zusammenhang von höchster Seele und physischem Körper. Was geschieht, wenn wir diesen Körper aufgeben?

Krishna sprach:

Der auf Materie ausgerichtete Geist des Menschen sehnt sich nach den Früchten seiner Handlungen. Zusammen mit den Sinnen reist er von einem physischen Körper zum anderen. Die Seele, auch wenn verschieden vom Geist, folgt ihm.

Der auf die Früchte seiner Handlungen ausgerichtete Geist sehnt sich nach den Sinnesobjekten der illusorischen Welt, die ihm nichts als Leiden bringt.

Wenn das Lebewesen den alten Körper verlässt und in einen neuen, durch Karma geschaffenen, Körper einzieht, vergisst es das Leid, das es im alten Körper erfahren hat.

Dieses Vergessen wird Tod genannt. Die Identifizierung des Lebewesens mit seinem neuen Körper wird Geburt genannt.

Physische Körper unterliegen ständigem Verfall durch die Zeit, deren Geschwindigkeit unmerklich ist. Und weil die Zeit feinstofflich ist sieht sie keiner.

Zeugung, Entwicklung, Geburt, Säugling, Kindheit, Jugend, Erwachsensein, Alter, Tod sind die neun Stadien des Körpers.

Obwohl der physische Körper verschieden ist vom Selbst identifiziert sich der Mensch damit. Nur wenigen gelingt es, diese mentale Anhaftung zu überwinden.

Beim Tod des Vaters erkennt man das Prinzip des Todes und bei der Geburt des Kindes erkennt man das Prinzip der Geburt. Wer so Werden und Vergehen versteht, wird frei von Illusion.

Wenn sich die Seele auf das Lichte ausgerichtet hat, wird sie unter Weisen geboren. Wenn sie sich auf die Leidenschaft ausgerichtet hat, wird sie unter Menschen geboren. Wenn sie sich auf Dumpfheit ausgerichtet hat, wird sie ins Animalische geboren.

Ein auf Materie und die Befriedigung der Sinne ausgerichtetes Leben ist nutzlos. Es verhindert die Erkenntnis des Selbstes und zieht das Lebewesen nach dem Tod wieder hinein in den Kreislauf von Geburt und Tod (Samsara).

Avanti Gita

Krishna sprach:

Mein lieber Uddhava, schwer ist es selbst für den Weisen, den Geist zur Freude zurückzuführen, wenn er von Ungesitteten verunglimpft wurde.

Scharfe Pfeile in den Körper geschossen schmerzen nicht derart wie verletzende Worte.

In diesem Zusammenhang will Ich dir eine ganz besondere Geschichte erzählen.

Einst wurde ein Entsagter schwer beleidigt. Doch war ihm klar, dass dies die Frucht vergangenen Karmas war.

Höre Mir aufmerksam zu.

In Avanti wohnte ein steinreicher Brahmane, der als Kaufmann tätig war. Gierig, geizig, lüstern war er und anfällig für Zorn.

Er hatte keinen Glauben, die Götter wurden nicht verehrt, Gäste selten willkommen geheißen, selbst die Familie wurde nicht beachtet wie es ihr gebührt.

Die Früchte seines Verhaltens sollte er bald zu spüren bekommen. Sein Wohlstand wurde von Dieben gestohlen und von der Familie veruntreut. Als er all sein Vermögen verloren hatte wollte keiner mehr etwas mit ihm zu tun haben.

Groß war sein Schmerz und sein Wehklagen. Er dachte über sein Schicksal nach und kam zu folgendem Schluss: Ich habe mein Leben vertan, habe mich nur nach Geld und nicht nach dem höchsten Herrn gesehnt.

Der Ruhm der Berühmten, der Edelmut der Tugendhaften werden schon durch ein klein wenig Gier zerstört.

Diebstahl, Gewalt, Lüge, Gier, Falschheit, Lust, Ärger, Ratlosigkeit, Stolz, Streitsüchtigkeit, Feindseligkeit, Unglaube, Neid, Spielen, Trinken sind die fünfzehn Vergiftungen.

Fälschlicherweise schreibt der Mensch ihnen einen Wert zu. Um den wahren Sinn des Lebens zu erfüllen, halte man sich von ihnen jedoch fern.

Selbst die liebende Familie und gute Freunde brechen mit dir und werden zu Feinden schon wegen der kleinsten Summe Geldes. Als Rivalen scheuen sie am Ende nicht einmal vor Mord zurück.

Wer die menschliche Geburt als Brahmane erlangt ist vom Glück begünstigt. Wer dieses Glück nicht nutzt geht einem unglückseligen Ende entgegen.

Die menschliche Geburt ist das Tor sowohl zum Himmel als auch zur Befreiung Moksha), wie kann der Mensch sich der Nutzlosigkeit materieller Güter verschreiben?

Wer seinen Besitz nicht teilt, der fällt am Ende tief. Ich habe nur nach der Vermehrung meines Wohlstandes getrachtet. Nun bin ich alt, was kann ich noch erreichen?

Wenn der Tod naht, was nutzt dann Wohlstand. Was wartet ist die Wiedergeburt in der materiellen Welt der Illusion.

Doch muss der höchste Herr zufrieden sein mit mir. Denn Er hat mich in diese Situation kommen lassen, zwingt mich zur Abkehr von Vergänglichem und bietet mir einen Sitz in dem Boot an, das mich über den Ozean des materiellen Leidens bringt (Samsara).

Solange ich noch Zeit habe werde ich mich der Einkehr widmen, mein höchstes Selbst erfahren und im höchsten Herrn meine Ruhe finden.

Krishna fuhr fort

Mit diesen Erkenntnissen gelang es dem Brahmanen aus Avanti, den Knoten der Gier in seinem Herzen zu lösen. Er wurde ein stiller und friedlicher Asket.

Er wanderte über die Erde, hatte seine Sinne unter Kontrolle und lebte von Almosen allein.

Manche verhöhnten und beleidigten ihn, stahlen ihm die Bettelschale, schlugen ihn, riefen, er sei nur ein Asket geworden, weil seine Familie ihn ausgestoßen hatte.

Mit stets auf Mich gerichtetem Geist blieb er standhaft, ertrug alles gelassen, wusste er doch, dass dies die Auswirkung seiner vorherigen Taten war.

Die Lehre der Sankhya Philosophie

Krishna sprach:

Nun erkläre Ich dir die Philosophie des Sankhyas, durch die es ein Leichtes ist, die Illusion der Dualität aufzugeben.

Als es Zeit war, die Schöpfung aus Mir entstehen zu lassen, traten die drei Gunas Sattva, Rajas, Tamas – Klarheit, Leidenschaft, Dumpfheit – in Aktion. (Die Gunas werden im nächsten Teil, Kapitel 25 – 27, anschaulich beschrieben.)

Es entstanden die Grundprinzipien und das Ego, die Ursache für die Verwirrtheit der Lebewesen.

Ich zog ein in das Ei des Universums (Hiranyagarbha), das auf den Urwassern (Kshira Sagara) schwamm. Aus Meinem Nabel erschien ein Lotus auf dem der aus sich selbst geborene Brahma saß.

Brahma, ausgestattet mit der Energie des Rajas Gunas, schuf die drei Welten, Erde, Zwischenreich und Himmel.

Der Himmel wurde das Reich der Götter, das Zwischenreich das Reich der Geister, die Erde das Reich der Sterblichen.

Alle Wesen dieses Universums, große und kleine, dicke und dünne, bestehen aus dem sterblichen Körper und der unsterblichen Seele.

Gold liegt in der Erde verborgen. Aus Gold fertigt man Ornamente und Ringe, aus der Erde fertigt man Krüge und Platten. Gold und Erde waren da, bevor Ornamente, Ringe, Krüge, Platten aus ihnen gefertigt wurden.

Gehen diese Ornamente, Ringe, Krüge, Platten kaputt, dann sind Erde und Gold immer noch da. Sie wurden nur zu einer Form gemacht und ihnen wurde ein Name gegeben, nämlich Ornament, Ring, Krug, Platte.

Die Substanz war da vor der Erschaffung der Form und nach der Zerstörung der Form ist die Substanz immer noch da. Erde und Gold sind wirklich. Ornamente, Ringe, Krüge, Platten sind nichtwirklich. Wirklich ist nur das was ewigen Bestand hat.

Ich bin der Urgrund allen Seins, die Substanz, die unzählige Formen annimmt. Diese Formen sind vergänglich, Ich allein bin ewig. Am Ende der Schöpfung gehen alle Formen wieder in Mich ein.