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Sein Erscheinen

Der Weise Kashyapa war mit Diti und Aditi verheiratet. Aditi war die Mutter der Götter. Diti war die Mutter der Dämonen. Leider wurden Ditis Kinder stets von den Kindern Aditis besiegt. So bat Diti ihren Gatten um einen kraftvollen, mächtigen Sohn, der Indra, dem König der Götter, gleichkam. Bald trug sie ein Kind in ihrem Leib.

Aditi sah das mit Sorge. Würde Ditis Kind mächtiger werden als ihr Sohn Indra? Aditi suchte ihn auf: ‚Mein Sohn, du bist der König der Götter und regierst die Himmel.‘

Indra schaute sie überrascht an: ‚Was ist Mutter, du scheinst in Sorge zu sein.‘

Aditi erklärte: ‚Ja, Diti macht mir Sorge. Immer wieder haben Ditis Kinder euch Götter angegriffen. Meist kamen ihre Kinder um im Kampf.‘

Indra hörte neugierig zu, was seine Mutter so bewegte: ‚Ich glaube diesmal übertrifft Diti sich selbst. Sie bat um ein Kind, das so mächtig ist wie du. Das beunruhigt mich. Es kann euer Ende sein.‘

Indra wurde nachdenklich, was seine Mutter sagte war wichtig. Stets waren die Dämonen darauf aus, die Götter zu besiegen und über die Welten zu herrschen. Er versprach ihr, sich zu kümmern. Am Abend suchte er Diti, auf mit der Begründung sich während ihrer Schwangerschaft um sie kümmern zu wollen. Nichts ahnend ließ sie ihn ein. Als sie schlief ging er in ihren Leib ein und teilte das Kind in sieben Teile. Als es schrie, befahl Indra: ‚Ma Ruta‘ (schreie nicht).

Diti wachte auf und spürte, dass etwas nicht stimmte und Indra damit zu tun haben musste. Sie verfluchte Indra: ‚Du hast mein Kind verletzt, um König der Himmel zu bleiben. Du sollst nie in Frieden regieren können.‘

Indra erschien und starrte Diti an: ‚Es war meine Mutter, sie …‘ Indra verschlug es die Sprache als Diti aufbrauste: ‚Aditi hat dich angestiftet? Ich verfluche sie ebenfalls. Sie wird im Gefängnis landen und wird zusehen müssen wie ihre Kinder getötet werden. Nichts wird sie dagegen tun können.‘

Diti wollte weitersprechen, als Kashyapa hereinkam. Er sah Indra und hatte die letzten Worte Ditis gehört. Er beruhigte sie: ‚Sorge dich nicht, deine Kinder werden kraftvoll werden, sie werden Maruts genannt werden und Gefährten Indras sein.‘

Indra war entsetzt: ‚Sie hat mich und meine Mutter verflucht.‘

Kashyapa konnte ihm nur erklären, dass beide den Fluch durchstehen müssten.

* * *

Es war die Zeit der Schreckensherrschaft der Dämonen Hiranyakashipu und Kalanemi. Kalanemi hatte sechs Söhne Hamsa, Suvikrama, Kratha, Damana, Ripumardhana und Krodhahantha, sie wurden Sadagarbha genannt.

Die Sadagarbha beteten zu Brahma, der ihnen nach langer Zeit erschien und eine Gunst gewährte. Sie baten: ‚Wir möchten von keinem Menschen, keinem Tier und keinem Gott angegriffen werden können. Von den Flüchen der Weisen möchten wir ebenso geschützt sein.‘

Brahma wusste, dass die Sadagarbha friedliche Wesen waren und gewährte die Gunst.

Allerdings waren sie nun in Schwierigkeiten. Hiranyakashipu war verärgert: ‚Ihr seid bei Brahma gewesen und habt von ihm Schutz erbeten. Ich bin der einzige, den es zu verehren gilt, keinen Brahma und keinen Vishnu. Ich verfluche euch, von eurem eigenen Vater getötet zu werden.‘

* * *

Surasena und Mathura waren die Königreiche, in denen die meisten Yadavas lebten. Sie waren Nachfahren von Yadu, dem Sohn von Yayati.

Es war die Zeit, als Sura König von Surasena war.

Mathura wurde von Ugrasena regiert, sein Bruder war Devaka. Kamsa war der Sohn von Ugrasena, Devaki war die Tochter von Devaka.

Kamsa, der Kronprinz von Mathura, hatte keine Schwestern, deshalb liebte er seine Cousine wie eine Schwester.

Vasudeva hatte sechs Frauen Pauravi, Rohini, Bhadra, Madira, Rochana und Ila. Devaki, wurde ebenfalls mit Vasudeva verheiratet. Kamsa war stolz auf seine schöne Schwester, sicher, dass sie mit Vasudeva glücklich würde und er fuhr das Hochzeitspaar voll Freude nach Hause. Unterwegs vernahm Kamsa eine Stimme: ‚Über was freust du dich? Das achte Kind der beiden wird dich töten.‘

Kamsa war entsetzt. Er vergaß, dass er Devaki liebte. Er vergaß, dass er die Hochzeit arrangiert hatte. Nun konnte er sich nur retten, wenn Devaki starb. Er zog sein Schwert und richtete es auf Devaki, Vasudeva hielt ihn ab: ‚Kamsa, in dem Moment, in dem ein Wesen geboren ist, ist seine Todesstunde festgelegt. Wenn die Stimme Recht hat, dann ist Devakis Kind lediglich das Medium, das dich in den Tod führt. Der Tod ist natürlich, man muss ihn nicht fürchten.‘

Kamsa hatte nicht zugehört, stand immer noch mit dem Schwert vor Devaki. Vasudeva gab nicht auf: ‚Devaki ist nicht dein Feind. Dein Feind ist Devakis Kind. Verschone sie … ich …‘ Vasudeva versagte die Stimme. Als er sich wieder beruhigt hatte sprach er weiter: ‚… ich werde dir alle Kinder übergeben sobald sie geboren sind.‘ Vasudeva betete, dass Kamsa einsichtig sein möge. Er steckte sein Schwert tatsächlich weg, Vasudeva nochmals an das Versprechen erinnernd: ‚Wenn du es nicht einhältst …‘

Der Hochzeitszug brachte Vasudeva und Devaki nach Hause. Der erste Sohn Devakis war Kirtiman. Mit Entsetzen schaute sie zu, wie Vasudeva das Neugeborene mit sich nahm. ‚Was tust du da?‘ rief sie.

‚Ich halte mein Versprechen‘ antwortete Vasudeva und brachte das Kind zu Kamsa.

Kamsa schaute Vasudeva verwundert an: ‚Du bist ein Ehrenmann. Ich achte dich. Doch die Stimme sprach vom achten Kind Devakis. Dies ist das erste Kind. Ich sehe keinen Grund, es nicht am Leben zu lassen. Geh‘ und nimm es wieder mit.‘

Vasudeva bedankte sich und wollte gerade gehen, als ‚Narayana, Narayana‘ erklang, beide Männer drehten sich um, der Weise Narada stand vor ihnen.

Vasudeva verneigte sich. Kamsa konnte den Weisen nicht ausstehen, doch auch er verneigte sich, wie es die Sitte gebot.

Narada schaute das Kind und dann Vasudeva an: ‚Bitte lasse das Kind hier, Vasudeva. Ich muss mit Kamsa etwas persönlich besprechen.‘

Kamsa zog sich mit Narada zurück. Narada sprach: ‚Was hattest du vor, Kamsa?‘

Kamsa antwortete: ‚Was meinst du? Ich habe Vasudeva das Kind wieder mitgegeben.‘

‚Das weiß ich.‘ Narada wurde ungeduldig: ‚Bist du verrückt? Ist dir klar, was du tust?‘

Kamsa schaute verdutzt, Narada fuhr fort: ‚Natürlich, wie kann ich erwarten, dass du dich erinnerst. Ich sprach Narayanas Name aus … das hat dich verstört, nicht wahr?‘

Kamsa hatte keine Ahnung auf was der Weise hinaus wollte.

‚Weißt du, wer du in deinem letzten Leben warst?‘ fragte Narada.

Kamsa schüttelte den Kopf.

‚Du warst Kalanemi, ein mächtiger Dämon. Und als Kalanemi wurdest du von Vishnu (Narayana) getötet.‘

Kamsa hatte eine Vision von einem großen Dämon, der von einem himmlischen Wesen vernichtet wurde.

‚Vishnu ist dein Feind. Du weißt, dass unter den Yadavas viele Götter geboren werden, unter der Obhut Vishnus. Nanda, der Kuhhirte in Gokul zum Beispiel … und du lässt ein Kind der Yadavas am Leben?‘

‚Aber … aber die Stimme sagte …‘ Kamsa fühlte sich unwohl.

‚Die Stimme sagte, dass das achte Kind Devakis dich töten wird, ich weiß.‘ Narada ließ in seiner Hand eine Lotusblüte entstehen. Eine Lotusblüte mit acht Blütenblättern. Er ließ die Blüte kreisen … ‚welches ist das erste und welches das achte Blütenblatt, Kamsa?‘

Narada musste nichts mehr sagen, Kamsa erkannte wie dumm er war. Alle Yadavas waren seine Feinde, alle waren loyal zu Vishnu. Nicht einen durfte er am Leben lassen. Er stürmte hinaus und tötete vor den Augen Vasudevas das erste Kind.

Narada beobachtete was geschah mit trauriger Mine und ging hinaus. Die Sadagarbha durften nicht auf Erden weilen. Ein menschliches Leben war nicht für sie vorgesehen, sie sollten Befreiung (Moksha) erlangen. Und dies konnten sie nur erreichen, wenn Hiranyakashipus Fluch erfüllt wurde. Deshalb mussten sie von ihrem Vater, Kalanemi, der nun als Kamsa wiedergeboren war, getötet werden.

Narada kam an Vasudevas und Devakis Haus vorbei und hörte Devakis Weinen und die beruhigenden Worte Vasudevas. Narada lächelte traurig. Weder Vasudeva noch Devaki wussten wer sie waren. Kashyapa war Vasudeva und Aditi war Devaki, sie musste Ditis Fluch durchleiden.

Devaki verlor auf diese Weise sechs Söhne.

* * *

Naradas Worte wurden für alle Yadavas zur Gefahr, denn Kamsa hasste sie nun alle. Er nahm sogar seinen Vater Ugrasena gefangen und übernahm das Königreich. Die Yadavas flohen und ließen sich in anderen Königreichen nieder.

Rohini war die Schwester von Yashoda, sie floh mit Nanda nach Gokul.

Drona und seine Frau Dhara sind die ewigen Eltern Vishnus, wenn er auf die Erde herabsteigt. Sie wurden nun als Nanda und Yashoda geboren.

* * *

Devaki erwartete ihr siebtes Kind.

Die sechs Sadagarbha waren erlöst, das nächste Kind Devakis durfte nicht getötet werden.

Vishnu rief Yogamaya, die Göttin der Illusion: ‚Das siebte Kind Devakis ist Balarama, die Inkarnation Sheshas. Devaki kann es nicht aufziehen. Du musst es in den Leib einer anderen Mutter bringen.‘

Yogamaya hatte ihren Auftrag verstanden. Sie kam auf die Erde und brachte das Kind Devakis an einen sicheren Ort. Devaki fühlte, dass etwas geschehen war. Etwas hatte sich verändert. Ihr Kind war weg. Sie brach in Tränen aus. In Gokul war Rohini erstaunt, dass sie plötzlich strahlte. Sie fühlte eine immense Kraft, ein Kind wuchs in ihr heran.

Kamsa hatte ein Auge auf Devaki. Entsetzt nahm er wahr, dass das Kind nicht mehr in ihrem Leib war. Er war verwirrt, war das nun das siebte oder das achte Kind? Er steckte Devaki und Vasudeva ins Gefängnis.

Rohini gebar das siebte Kind Devakis, sein Name war Balarama.

In Gokul war Nanda ein glücklicher Mann. Seine Frau Yashoda trug ein ganz besonderes Kind in ihrem Leib. Ein Kind, auf das die gesamte Welt schauen wird. Seine Schwägerin hatte einen starken Jungen, Balarama, geboren. Nanda war sicher, dass sein Kind und Balarama gute Freund würden.

Kamsa war verunsichert. Es geschahen Dinge, die er nicht unter Kontrolle hatte und nicht verstand. Wo war Devakis siebtes Kind? Er fühlte sich von einem dunklen Kind beobachtet. Täglich sah er nach Devaki im Gefängnis. Sie strahlte eine Kraft aus. Kamsa war sicher, sie trug nun das Kind, das ihn töten würde in sich.

Yashoda gebar ein Mädchen. Und dann geschah etwas, ganz Gokul versank in Trance, ebenso Mathura.

Devaki schaute auf ihren hübschen, eben geborenen Sohn, als sie eine Stimme hörte.

‚Mutter, in deinem früheren Leben warst du Prisni und Vasudeva war Sutapa. Ihr vollzogt eine derart kraftvolle Meditation, dass ihr um Moksha hättet bitten können, doch ihr habt es nicht getan. Ihr sagtet, dass euer einziger Wunsch sei, mich als Kind zu empfangen.‘

Devaki und Vasudeva kamen Erinnerungen … sie schauten sich verwundert an, als die Stimme fortfuhr: ‚Bringt mich nach Gokul. Dort findet ihr ein Mädchen mit Namen Yogamaya, Yashoda und Nanda geboren. Lasst mich dort und bringt das Mädchen hierher. Ich werde euch beschützen.‘

Vasudeva dachte an die Wachen und fragte: ‚Wie soll das gelingen?‘

‚Niemand wird dich aufhalten. Geh nun!‘

Vasudeva nahm einen Korb und legte das Kind hinein. Alle Wachen schliefen, die Tore des Gefängnisses standen offen. Er ging hinaus in den stürmischen Regen. Alles lag in tiefem Schlaf, nur eine Schlange, Shesha, folgte ihm, ihr Haupt über ihm und dem Kind wie einen Schirm ausbreitend und sie vor dem Regen schützend.

Dann kam er an die Yamuna, sie war ein reißender Strom, doch sie teilte sich und ein Weg für Vasudeva, von einem Ufer zum anderen, war frei.

Vasudeva brachte das Kind in das Haus von Nanda. Yashoda schlief tief und fest. Vasudeva legte sein dunkles Kind zu Yashoda und nahm das ihre mit.

Als Vasudeva zurück im Gefängnis war schlossen sich die Tore und das Kind begann zu schreien. Die wieder erwachten Wachen informierten sofort Kamsa über die Geburt des Kindes. Kamsa eilte herbei.

Devaki wollte das Kind schützen, doch Kamsa war sich sicher, dass er in das Gesicht seines Vollstreckers schaute und riss es an sich.

‚Heute überwinde ich den Tod!‘ Kamsa wollte das Kind töten, als es aus seinen Händen flog. Kamsa, die Wachen, Vasudeva, Devaki – sie standen wie gelähmt, als die feurige Göttin Yogamaya vor ihnen stand.

‚Du Narr! Hast du wirklich geglaubt, du könntest das achte Kind Devakis töten? Das Kind ist in Sicherheit und es wird kommen und dein Leben beenden.‘

Die Göttin entschwand.

 

Aus dem Englischen mit freundlicher Genehmigung von  S. A. Krishnan.