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Bhakti

Krishna ist mit Bhakti, der Gottesliebe, verbunden. Wer in Ihm den höchsten Herrn, Bhagavan, sieht, der ist Sein Bhakta. Selbstverständlich gilt dies für alle Gottesvorstellungen, unabhängig davon, mit welchem Namen der Gläubige ‚den Höchsten‘ benennt.

Bhakti ist die vollkommene Überstellung von Körper, Geist und Seele in den Dienst Krishnas. Es ist die völlige Aufgabe des Egos und Verlangens, es gilt, nur Krishna zu dienen. Selbstlosigkeit ist das Schlüsselwort. Würde der Bhakta nach Früchten seiner Handlung trachten, wäre die Bhakti nicht rein und vollkommen.

Navadha Bhakti bezeichnet die neun Formen der Hingabe, wie sie das Shrimad Bhagavatam in VII.5, Verse 23 – 24 lehrt.
Über Krishna hören, Seine Herrlichkeit preisen, stets an Ihn denken, Ihm zu Füßen dienen, Ihn verehren, sich vor Ihm verneigen, Sein Diener sein, Sein Freund sein, Sich Ihm ganz übereignen – Shravana, Kirtan, Smaraṇa, Padasevana, Arcana, Vandana, Dasya, Sakhya, Atmannivedana.

In der Bhagavad Gita X.9 spricht Krishna
Zur Glückseligkeit gelangen die, die ihren Geist stets auf Mich allein richten und anderen von Mir erzählen.

Im Westen wird Bhakti gern belächelt, als sei sie für die intellektuell Schwachen und zur Unterwürfigkeit Neigenden. Doch ist Bhakti die höchste Form der spirituellen Liebe, Grundlage jeder Religion. Sie muss sich nicht in Unterwürfigkeit ausdrücken, sie kann ebenso ‚auf Augenhöhe‘ geschehen.

Wir kennen fünf Arten von Bhakti.

Shanta – Hingabe in Stille.
Dasya – Hingabe durch Dienen.
Sakhya – Hingabe in Freundschaft.
Vatsalya – Hingabe in Beziehung Mutter/Kind bzw. Vater/Kind.
Madhurya – Hingabe in der Süße der reinen Liebe.

Bhakti bedingt Anziehung auf Gegenseitigkeit. Der eine Teil der Beziehung fühlt sich ohne den anderen unvollkommen. Die Seele will zurück zu ihrem Ursprung und auch Krishna fühlt Sich unvollkommen ohne Seinen Bhakta. Jedes Herz trägt Bhakti in sich, nicht in jedem reift sie. Doch wenn sie gereift ist fühlt sich der Bhakta zu Krishna und Krishna zum Bhakta hingezogen.

Krishna erwidert die Einstellung sowohl der Bhaktas als auch der Nicht-Bhaktas und der Ungläubigen. Für die, die nicht an Seine Existenz glauben ist Er nicht existent. Und so ignoriert Er sie wie sie Ihn. Er überlässt sie ihrem Schicksal, lässt sie Freude und Leid erfahren, Geburt und Tod, wie lange, das bestimmen sie selbst.

Der in Stille Krishna hingegebene Bhakta bringt keine persönliche Beziehung zu Krishna ein. Seine Beziehung gilt ganz der Herrlichkeit Krishnas. Ihm erscheint Krishna in Gestalt von Vishnu in Seinem Reich Vaikuntha, es ist eine metaphysische Beziehung. Seine Beziehung ist ‚Ich bin Dein.‘ Es herrscht der Wunsch vor, die Herrlichkeit Krishnas zu genießen.

Die persönliche Beziehung als Freund, Geliebter, Kind ist nur in Vrindavan möglich. Die Beziehung ist ‚Du bist mein.‘ Es herrscht der Wunsch vor, Krishna mit Hingabe zu dienen.

Die Beziehung als Gattin ist nur in Dvaraka möglich. Dort lebte Er mit seinen 16.108 Ehefrauen, doch mit jeder war Er auf eine andere Art und Weise zusammen.

In Vaikuntha wird Bhakti von der Herrlichkeit Krishnas beherrscht.
In Dvaraka und Mathura von Süße und Herrlichkeit.
In Gokula und Vrindavan von reine Süße.

So findet jeder Bhakta ‚seinen‘ Krishna.

Neben dieser ‚positiven Bhakti‘ kennt das Sanskrit den Begriff ‚Virodha Bhakti‘. Das Bewusstsein ist darin in Feindseligkeit auf Krishna gerichtet. Das Unterscheiden von Gut und Böse gibt es nur auf der menschlichen Ebene, es löst sich auf der höchsten metaphysischen Ebene auf. Es kommt nur darauf an, stets an Krishna denken.

Als Beispiel wähle ich den Mythos von Jaya und Vijaya, den beiden Torwächtern Vishnus, die nach einen Fluch die Wahl hatte als Navadha Bhaktas oder als Virodha Bhaktas auf Erden leben zu müssen. Sie entschieden sich für Virodha Bhakti und Vishnu sprach: ‚Man denkt mehr an seine Feinde, als an seine Freunde. Als meine Feinde werdet ihr also viel öfter an mich denken.‘ Den Mythos finden Sie auf meiner Mythenseite unter ‚Die Avatare Vishnus > Jaya und Vijaya‘.

In der Mythologie gibt es etliche Beispiele von Virodha Bhakti. Der Virodha Bhakta wird von Vishnu oder einem Seiner Avatare getötet. Von Ihm getötet zu werden ist dann die Gnade, eins mit Ihm zu werden.

Eine weitere Unterscheidung ist der Katzen Weg (Marjala Nyaya) und der Affen Weg (Markata Nyaya). Die Katze trägt ihr Junges am Nacken, es muss selbst nichts tun. Der kleine Affe muss sich an seine Mutter klammern. Übertragen auf den Menschen muss der, der den Weg der Hingabe wählt nichts tun, Gott wendet sich ihm zu. Wer den Weg des Wissens geht, der muss die Schriften studieren, um Gott zu finden.