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Radha

Liebe ergötzt sich nicht an sich selbst. Je mehr Liebe vorhanden ist, umso stärker ist die Sehnsucht nach noch mehr Liebe. Doch das ist nicht möglich so lange Krishna als das Absolute, das Eine ohne ein Zweites, gesehen wird. Es bedarf der Zweiheit zur Liebe, Krishna und Radha.

Die Zweiheit Radha und Krishna ist die Zweiheit von Liebhaber und dem was es zu lieben gilt. Radha ist das Ideal der Liebenden, Krishna ist das Ideal des Geliebten, das süße Objekt der Liebe. Im Zustand der Liebe verschmelzen Radha und Krishna und werden eins.

Es ist wie die Vereinigung von Feuer und einem Stück Eisen. So ein Stück Eisen für längere Zeit in Feuer gehalten wird, wird es rot und heiß wie Feuer. Jeder Teil des Eisens nimmt die Merkmale des Feuers an. Doch das Eisen bleibt Eisen und das Feuer bleibt Feuer. Ebenso behalten Radha und Krishna ihre Identität. Sie gehen in ihrer gegenseitigen Liebe völlig auf und verlieren sich im Gedanken des anderen.

Einheit und Zweiheit lösen sich auf, verschmelzen, jenseits von Einheit und Zweiheit, in eine unfassbare Einheit in der Zweiheit.

Krishna möchte die Süße von Radhas Liebe zu Ihm erfahren. Er möchte erfahren wie Radha Seine Süße erfährt und die Freude die sie dabei empfindet.

Nicht für einen Moment kann Er ohne sie sein. Stundenlang sitzt Er an der Yamuna, wartend, dass sie Ihr Weg an Ihm vorbei führe und Er mit ihrer Anwesenheit gesegnet werde.

Radhas Liebe ist so kraftvoll, dass Krishna gezwungen wird, Sich ihr zu unterwerfen. Das wird in den Versteckspielen veranschaulicht, die Krishna mit den Gopis spielt.

Einst nahm Er die Gestalt Vishnus an und wartete, sicher, dass sie Ihn so nie aufspüren würden. Als die Gopis Ihn so sitzen sahen dachten sie, Er sei Vishnu, nicht Krishna. Sie verneigten sich vor Ihm und gingen weiter. Doch als Radha auf Ihn zukam war es für Ihn unmöglich, in Seiner Vishnu Gestalt zu verbleiben.

Ein Beispiel soll verdeutlichen wie sehr Krishna Radha und Seine Bhaktas (die Ihm Hingegebenen) braucht.

Ein mit Eis bedeckter Berg sprach einst zu dem Wasser das ihm entströmte und dessen Ursprung er war: ‚Liebes Wasser, bitte gib mir Wasser zu trinken. Ich habe Durst‘. Das Wasser erwiderte: ‚Herr, du selbst bist mein Ursprung. Du scherzt, wenn du mich um Wasser bittest‘. Der Berg beharrte: ‚Ich scherze nicht. Sieh‘, mein Wasser ist gefroren aufgrund der Höhe in der ich lebe. Dein Wasser ist flüssig aufgrund der Tiefen in denen du fließt. Wenn ich dein Wasser fließen sehe, mit freudvoll tanzenden Wellen, erweckt dies meinen Durst‘.

Krishna ist Süße. Sie manifestiert sich in Seiner anmutigen Gestalt, in Seinen Spielen, in Seiner Flöte und in Seiner Liebe. Jeden Augenblick wird Krishna anziehender und liebreizender, jeden Augenblick erscheint Er uns anders. Jeder Bhakta genießt Seine Süße anders.

Die Süße Krishnas hängt von der Liebe des Bhaktas ab. Die Süße des Zuckers erfahren wir nicht im Zucker und nicht in der Zunge, sondern in der Vereinigung von Zucker und Zunge. Die Süße Krishnas erfährt der Bhakta in dem Ausmaß, wie er Krishna wahrnimmt. Je reiner das Herz, umso süßer ist die Wahrnehmung. Radhas Liebe ist die höchste und vollkommenste Liebe. So ist auch der Spiegel ihres Herzens der klarste und die Reflektion von Krishnas Süße in ihrem Herzen die vollkommenste.

Da Radhas vollkommene Liebe stetig gedeiht, gedeiht auch der vollkommen klare Spiegel ihres Herzens und der Abglanz der vollkommenen Süße von Krishna Anmut nimmt an Süße stetig zu. Krishnas Süße bedingt Radhas Liebe. Krishnas Süße ist vollkommen, weil Radhas Liebe vollkommen ist.

Krishna weiß um die Einzigartigkeit Seiner Süße wie Radha sie genießt. Deshalb ist es Sein Wunsch, Seine Süße so zu erfahren wie Radha es tut.

Freude hängt vom Wunsch nach dieser Freude ab. Um Nahrung genießen zu können müssen wir hungrig sein. Die Gopis wünschen nur, dass Krishna Freude erfährt.